Wissenschaft und Wirtschaft – die Kluft
Es geht ein tiefer Bruch durch unsere Gesellschaft: Wissenschaft und Wirtschaft trennt ein selten überwundener Graben, der disruptive Innovationen aufhält oder gleich unmöglich macht.
Auf der einen Seite stehen die Wissenschaftler an Universitäten und Forschungsinstituten mit ihren exzellenten Ergebnissen. Auf der anderen Seite positioniert die Wirtschaft: In ihren Märkten erfolgreich aufgestellt, aber in aller Regel nur inkrementell innovativ. Im Abgrund dazwischen liegen all die Erfindungen und Potentiale für wirklich neue, bahnbrechende Geschäftsmodelle.
Make it others peoples profit
Man kann sagen: Die dringend benötigten Innovationen liegen auf unserem Präsentierteller für alle, die mit Mut und Risikobereitschaft deren Potentiale heben. In der Regel sind wir das leider nicht. So freut sich z. B. die Fraunhofer Gesellschaft zwar über Lizenzeinahmen aus den dort entwickelten MP3- und anderen AV-Technologien im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Demgegenüber steht allerdings ein Milliarden-Markt, der durch diese Technologie erst möglich wurde. Das ist aus (volks-)wirtschaftlicher Sicht ein Missverhältnis.
Hype statt Substanz
Dass auch der Start-up Hype in den diversen deutschen Innovationstälern in dieser Hinsicht zu wenig führt, zeigen die nackten Zahlen: Von 1995 bis heute sind die wirklichen High Tech-Gründungen in Deutschland um 40% zurückgegangen!
Dazu kommt ein anderes systemisches Problem: In den USA scheitern deutlich über 90% der Start-ups. Eine Erfolgswahrscheinlichkeit zwischen 3% und 10% lässt bezweifeln, dass dieses Modell das bestmögliche ist.
Und außerdem: Das Finanzierungsmodell zahlreicher Start-ups ist exit-orientiert. Zweck ist nicht der Aufbau gesunder, nachhaltig erfolgreicher und organisch wachsender Unternehmen. Zweck ist maximaler Erlös aus dem Verkauf von Geschäftsanteilen. Ob das volks- wie betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, kann man glauben. Muss man aber nicht.
Neue Deutsche Gründerzeit?
Wir sind der Auffassung: Innovation und Gründerzeit in Deutschland kann man besser machen. Das heiß konkret:
- Sehr viel mehr echte, disruptive Innovationen aus dem Potential der wissenschaftlichen Ergebnisse und Erfindungen schaffen
- Wirkliche High Tech-Gründungen vorantreiben, deren Geschäftsmodell und technologische Basis im Idealfall Hardware, Software und Dienstleistung integrieren
- Deutliche Steigerung der Erfolgsrate von High Tech Start-ups
- Fokussierung auf den Aufbau und die Entwicklung nachhaltig erfolgreicher Unternehmen statt auf die Maximierung der Investoren-Renditen
Dazu haben wir eine Idee und fangen start-up like an, daraus eine Unternehmung zu machen. Diese Idee ist so simpel, dass wir wahrscheinlich erst einmal belächelt werden. Macht nichts: Ideen zu haben ist simpel. Die Schwierigkeiten liegen in der Umsetzung.
1. Eine Brücke bauen!
Netzwerke gibt es viele, aber ein Netzwerk an und für sich bietet noch keinen (Mehr-)Wert. Spannend ist: Was passiert im Netz? Wie passiert es? Wir behaupten: Das GEC-Netzwerk ist da, um Brücken zu bauen. Wir planen hier zuallererst die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
2. Einen Weg, d. h. einen Prozess definieren und implementieren:
Auf diese Brücke muss Verkehr. Am Anfang des Prozesses steht ein High Tech-Forschungsergebnis. Daraus soll ein Produkt werden. Ein Produkt, dass am Markt wirklich Erfolg hat auf der Grundlage eines skalierbaren Geschäftsmodells. Das bedeutet am Ende des Tages, dass es um das Produkt herum auch eine Organisation geben muss. Sie bringt das Produkt auf einen Markt und skaliert dabei erfolgreich, wächst nachhaltig und gedeiht.
3. Schnittstellen definieren und installieren:
Es liegt auf der Hand, dass dieser Gesamtprozess die Ressourcen des ehrenamtlich-gemeinnützigen German Entrepreneurship Circles weit überfordern würde. Wir können nicht alles selbst machen. Wir brauchen Partner, mit denen wir gemeinsam den komplexen Prozess des High Tech Venture Making ablaufen lassen können. Das ergibt ein vollständiges Ökosystem, ein europäisches Venture Making Ecoystem »Made in Germany«.
4. Werte — Hier geht es um alles
Zum Beispiel um Geld: Während sich im landläufigen Start-up-Modell alles um die Investoren-Rendite von Unternehmen mit maximalem unicorn-Faktor dreht, behaupten wir: Wer nur von Einhörnern träumt, der wird als Jäger häufig hungrig schlafen gehen. Rendite ist für uns nicht Endzweck, sondern eine notwendige Voraussetzung – unter anderem für nachhaltige Geschäftsentwicklung. Und für »Frohes schaffen«. So abgedroschen es klingen mag: Gerade darauf basiert die »deutsche Wertarbeit«. Die Qualität der Führung und die Kultur einer Organisation sind dafür bestimmende Faktoren. Dies sind nur einige Facetten dessen, was wir als die Verantwortung des Unternehmers bezeichnen.
5. Menschen
Wenn wir systematisch auf der Basis von Erfindungen neue Unternehmen entstehen lassen wollen, muss eines klar sein: Der wesentliche, der bestimmende Faktor sind die Menschen, die diese Unternehmen aufbauen. Als Erfolgsfaktoren, als Wertefaktoren! Aus (jungen) Naturwissenschaftlern, Ingenieuren, Betriebswirtschaftlern, Geistes- und Sozialwissenschaftlern werden nicht von selbst gute, verantwortungsvolle Unternehmer. Ein Start-up ist nicht nur ein Unternehmen in statu nascendi, ein Unternehmenslabor, sondern auch ein persönliches Entwicklungslabor für die Beteiligten. Vielleicht erscheint der Gedanke auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig. Aber: Sollte es nicht möglich sein, eine »Unternehmerschule« in den Prozess zu integrieren? Ansätze dazu gibt es ja bereits im Rahmen der existierenden Inkubator- und Akzeleratormodelle.
Genau hier wäre auch der Ort, an dem die ethische Dimension unternehmerischen Handelns reflektiert werden kann, realitätsnah und von persönlicher Verantwortung bestimmt.
Der Lernprozess von Gründern muss systematisch und qualifiziert dort unterstützt werden, wo er ohnehin stattfindet. Häufig ist die Lernkurve von Entrepreneuren signifikant flacher als die Wachstumskurve des Unternehmens. Auch daran scheitern viele junge Unternehmen — und das Scheitern während des premature scalings ist besonders teuer.
To be continued…